Seit ein paar Tagen habe ich mit einer Muskelverletzung zu kämpfen, die mit großer Wahrscheinlichkeit durch meinen Übereifer entstanden ist. Ich überschätze meine körperlichen Möglichkeiten nur
allzu oft.
Das ist schon immer eins meiner größten Probleme. Ich erwarte zuviel von mir. Andererseits treibt mich dieser Ehrgeiz auch an. Doch das war nicht immer so. Manchmal habe ich auch einfach die
Segel gestrichen, weil ich zu bequem war oder weil ich es mir schlichtweg nicht zugetraut habe.
Ja, ich kann mich momentan nicht so bewegen, wie ich es gern möchte. Doch wie gehe ich jetzt damit um und wie wäre ich noch vor ein paar Jahren damit umgegangen?
Damals:
Oh, ich bin stark übergewichtig, habe Schmerzen und kann mich nicht gut bewegen. Okay, ich bleibe hier auf der Couch und mache nichts. Ach stricken und häkeln geht immer, nebenbei schaue ich noch
etwas fern. Ich esse wie immer, zwar nicht ungesund, aber zuviel. Zuviel für die nicht vorhandene Bewegung. Jetzt jammere ich noch ein wenig, weil es mir so schlecht geht. Vielleicht findet sich
ja jemand der mich bedauert. Oh, niemand da. Okay, dann muss ich auch nicht jammern. Dann nehme ich einfach weiter zu, das macht den Hahn jetzt auch nicht fett. ODER DOCH?! Ach egal.
Heute:
Eigentlich möchte ich gern mit Flippchen spazieren gehen. Die Schmerzen sind erträglich, aber ich möchte mich dennoch schonen. Damit ich in ein paar Tagen wieder mit meinem Kind spazieren gehen
kann. Also ab auf die Couch oder an den Tisch. Ab und an werfe ich Flippchen seinen Ball zu. Ich sitze auf dem Fußboden und bewege den Oberkörper, die Arme etc. Ich hebe Flippchen hoch, kitzle
ihn durch und freue mich, wie er darüber lacht.
Die Spülmaschine lässt sich auch super mit Handikap im Bein einräumen. Dann mach ich eben weniger Schritte und strecke mich eben ein wenig mehr. Hauptsache ich bewege mich etwas und liege nicht
stumm wie ein Fisch irgendwo in der Ecke.
Weniger Bewegung heißt ja auch weniger Verbrauch. Okay, dann pass ich meine Kalorienzufuhr an. Dann sind es eben nicht 750 kcal Defizit sondern nur 300 oder 500 kcal. Das passt schon irgendwie.
Und wenn es einen Tag mal kein Defizit gibt, dann ist das auch okay für mich.
Nachher, wenn Flippchen schläft oder heute Abend, werde ich eventuell noch Wäsche zusammenlegen. Das geht auch gut im Sitzen am Tisch.
Ich könnte das jetzt beliebig fortsetzen, aber stattdessen bin ich jetzt einfach ein bisschen stolz auf mich. Stolz, dass ich diesen Weg für mich gewählt habe. Stolz, dass ein gesundes Kind habe,
für das es sich lohnt, genau diesen Weg zu gehen. Ich hätte mein Flippchen nicht, wenn ich stur den alten Weg gefolgt wäre. Vermutlich hätte ich nicht mal mehr die Möglichkeit gehabt, mir einen
anderen Weg zu wählen.
Kommentar schreiben