Lang ist es her...
Ich überlege schon viele Wochen, wie ich diesen Blog weiterführen möchte. Dass ich ihn weiterführen möchte, stand außer Frage. Ich wollte aber auch nicht Woche für Woche, Monat für Monat erzählen, wie schlecht es mir geht, wieviel Schmerzen ich habe und warum ich vieles nicht mehr schaffe.
Heute habe ich allerdings das Bedürfnis, etwas über meine Situation zu schreiben. Es muss einfach mal raus. Der Tag dafür ist passend. Vor genau 10 Jahren ist mein Papa verstorben. Nach vielen Jahren des Leidens. Er hatte Diabetes und auch vorher schon Probleme mit den Nieren (das ist eine erbliche Geschichte, die mich auch betrifft). Durch die Diabetes wurden diese Probleme allerdings so schlimm, dass er 3 bis 4 Mal in der Woche für viele Stunden an die Dialyse musste. Für 9 lange Jahre, dann hatte er bedingt durch die Dialyse einen Herzinfarkt. Ihm wurden drei Bypässe gelegt und er wurde in der Klinik leider mit dem Krankenhauskeim MRSA infiziert. Man hat ihn dann in ein künstliches Koma versetzt, aus dem er nicht mehr aufwachen sollte. Diese vielen Wochen sind in meinem Kopf genauso präsent, als wären sie erst passiert. Die Zeit danach verlief für mich wie in Trance. Ich hatte nicht die Möglichkeit, richtig zu trauern. Das kam dann erst einige Zeit später. Erst heute weiß ich, dass dies einiges in mir kaputt gemacht hat.
Wie geht es nun weiter?
Meine gesundheitliche Situation schränkt mich immer noch sehr ein. Vor allem psychisch. Ich bin gehemmt, mich auszudrücken und versuche nach außen normal zu wirken. Die Migräne und ihre Nebensymptome haben mich schwer im Griff. Schlafstörungen, innere Unruhe, Gleichgewichtsstörungen (bis hin zu Stürzen) und Blackouts machen mir das Leben schwer. Das alles gipfelt in meinem Übergewicht und die Kraftlosigkeit, etwas dagegen zu tun. Obwohl ich es dringend müsste.
Und damit kommen wir zu dem Grund für diesen Beitrag. Ich hatte in letzter Zeit wieder Probleme mit meinen Nieren. Die, die mich kennen, wissen, dass dies mein Endgegner ist. Der allerdings die letzten Jahre nicht mehr präsent war, weswegen ich auch nichts getan habe. Vor der Schwangerschaft war in Bezug auf die Nieren geheilt. Sie haben wieder sehr gut funktioniert, von über 200 Zysten waren nur noch 12 oder so übrig, die keine Gefahr mehr darstellten.
Nun hatte ich letztens eine schwere Nierenbeckenentzündung, die sich über Wochen gezogen hat und vor ein paar Tagen habe ich drei Nierensteine verloren. Und das, meine Lieben, ist mein Alarmzeichen Nr. 1. Das ist das Ergebnis von vielen, vielen Monaten undisziplinierter Ernährung. Zuviel Käse bzw. Milchprodukte allgemein und zu viel tierisches Eiweiß. Ein Scheibchen Kochschinken hier (ist ja mager), ein oder zwei Stücken Pizza da, Camembert ist auch lecker., usw. Ich habe schlichtweg die Kontrolle verloren.
Das gute an der Sache ist, ich kann durch die Ernährung sehr viel steuern. Denn ich habe wirklich Angst, nein regelrecht Panik, zu meinem Urologen zu müssen. Eingestehen, komplett versagt zu haben, bring ich nicht über mich.
Und das bedeutet nun...
Der Verzicht auf alle tierischen Produkte und Lebensmittel ist unvermeidbar für mich. Selbst auf Eier und Fisch, die ich laut meinem Urologen bedenkenlos essen dürfte, muss ich solange verzichten, bis ich das Ganze wieder im Griff habe. Ob ich das mental schaffe, weiß ich nicht. Möchte aber nicht aufgeben, bevor ich angefangen habe.
Und ganz ehrlich... Ich habe mit Migräne und Co genug um die Ohren. Eine ernsthafte Erkrankung meiner Nieren schaffe ich nicht auch noch zu ertragen. Vielleicht brauchte ich diesen Weckruf.
Ein großes Manko bleibt allerdings die Bewegung. Vor einigen Wochen musste ich Flippchen von der Kita abholen, weil mein Gatte mit dem Auto in der Prüfstraße festhing, denn die Batterie hatte gestreikt und er kam nicht mehr vom Fleck.
Ich hatte an dem Tag wahnsinnige Kopfschmerzen, aber ich konnte mein Kind ja schlecht in der Kita lassen. Der Hinweg verlief noch ohne Probleme. Der Rückweg dann weniger. Nach gut der Hälfte habe ich gemerkt, dass mir mein Kreislauf abschmieren möchte. Ich habe wie in Trance versucht mich Stück für Stück zu bewegen, immer mein Kind im Blick zu behalten. Sprichwörtlich mit letzter Kraft, habe ich es in die Wohnung geschafft (zum Glück weiß Flippchen, wie er die Wohnungstür aufschließen kann). Dann hat es mich noch im Flur umgelegt. Seit diesem Tag habe ich wieder Panik, die Wohnung zu verlassen.
Nun habe ich mir alles von der Seele geschrieben und habe den Kopf frei.
Ich möchte allerdings hier öffentlich meiner lieben Freundin Carola danken. Sie ist die gute Seele von der Facebook-Gruppe "Gemeinsam für ein Kinderlächeln" und das nun auch seit 10 Jahren. Die Gründung der Gruppe hat mir damals in der schweren Zeit sehr geholfen. Und indirekt hat sie mich wieder an die Stricknadeln gebracht. Seit knapp einem Monat stricke und häkle ich wie wild Kleidung für Barbiepuppen. Und ich kann dabei so richtig gut abschalten. Und das heißt, mein Haupttrigger für Migräne - der chronische Stress - wird weniger aktiviert.
Hier findet ihr den Blog der Gruppe
Gemeinsam für ein Kinderlächeln (gemeinsam-fuer-ein-kinderlaecheln.blogspot.com)
und könnt euch ein Bild von der wundervollen Arbeit der Gruppe machen, deren Teil ich sein darf.
Ich schreibe jetzt einfach mal " Bis bald, ihr Lieben!".
Kommentar schreiben
Schmohl Carola (Montag, 08 November 2021 10:43)
Liebe Doreen. Ich bin sehr berührt von deinen offenen, ehrlichen und emotionalen Worten. Mir fehlen grad ein Bischen die Worte. Aber ich weiß, daß du es wieder schaffen kannst. Leicht ist das nicht, daß wissen wir beide. Aber wo immer ich dich unterstützen kann , werd ich an deiner Seite sein. Da wird uns auch die Entfernung nicht hindern. Wir haben doch schon so einige Hürden genommen. Was sagt Bob? Jo Wir schaffen das. ❤
Anna (Dienstag, 09 November 2021 03:30)
Liebe Doreen, schön dich wieder auf deinem Blog zu lesen. Mit so einer Ehrlichkeit und du zeigst deine Grenzen..ich wünsche dir Gelingen! Ich glaube fest an dein Gelingen und schicke dir viel Kraft über den weiten Ozean! LG aus Sydney, Anna